In jede Essai-Sammlung, die was auf sich hält, gehört auch ein Essai über Freundschaft und einer über Liebe. Über die Liebe schreib ich morgen, jetzt ist erstmal die Freundschaft an der Reihe.
Ja, die Freundschaft, ein schwieriges Thema. Ich bin ja der Meinung, das ist auch eine Form von Liebe, halt nur platonisch. Aber interessanterweise ist man in einer Freundschaft toleranter, als in der Liebe. Das hängt wohl mit den Ansprüchen zusammen. Man erwartet weniger von einem Freund, als von dem Partner. Es fällt leichter, den Freund so zu nehmen, wie er ist. Dabei ist die sogenannte „wahre Freundschaft“ wie allseits bekannt, schwer zu finden und oft genug täuscht man sich. Dann ist sie noch schwieriger zu finden.
Manchmal verwechselt man die Freundschaft – wie auch die Liebe – mit Abhängigkeit. Solche Beziehungen kann man nur durch einen Knall beenden mit gebrochenen Herzen, zertrümmertem Vertrauen und tiefen Wunden. Zum Glück verheilt das irgendwann, aber mit der Person, mit der man vorher befreundet zu sein glaubte, kann man nie wieder ein echtes Vertrauensverhältnis aufbauen. Wenn eine Liebesbeziehung zerbricht, kann man die Freundschaft retten. Zerbricht eine Freundschaft, gibt es hinterher nichts mehr. Wenn man Glück hat, wird immerhin keine Feindschaft draus. Eine Zeitlang ist das zwar ganz unterhaltsam, sich gegenseitig anzuzicken, aber auf Dauer ist das extrem anstrengend. Mit zerbrochenen Freundschaften macht man am besten seinen Frieden und versucht für die Zukunft draus zu lernen.
Meiner Ansicht nach ist eine Freundschaft von Gegenseitigkeit geprägt. Denn wenn sie einseitig ist, wird zu schnell Abhängigkeit draus, in jedem Fall aber wird derjenige, der mehr in die Freundschaft investiert über kurz oder lang ziemlich frustriert sein und sich überlegen müssen, ob er auf diese Einseitigkeit auf Dauer Lust hat. Im Großen und Ganzen ist das mit der Freundschaft wohl so, dass man gar nicht genau erklären kann, was das ist. Man merkt, wenn es da ist und man merkt, wenn es nicht mehr da ist.